
Einmaleins des Wasserstoffs
Wasserstoff
Grauer, blauer oder grüner Wasserstoff?
Wasserstoff ist nicht automatisch klimafreundlich. Im Gegenteil: Klassischer, sogenannter grauer Wasserstoff gibt eine Menge CO₂ als Abfallprodukt an die Atmosphäre ab. Denn er basiert auf fossilen Brennstoffen – genau wie blauer Wasserstoff. Allerdings wird beim blauen Wasserstoff das entstandene CO₂ aufgefangen und dauerhaft unterirdisch gelagert. Die Erzeugung von grünem Wasserstoff durch Elektrolyse ist derzeit zwar noch mit einem relativ hohen Energieaufwand verbunden. Aber hierbei entstehen keine schädlichen Klimagase.
Sicherheit
- nicht gefährlicher als herkömmliche Energieträger (Erdgas, Erdöl)
- lange Tradition im Umgang mit Wasserstoff
- steigt bei einem Unfall sehr rasch in die Luft, was die Gefahr verringert
- geringe Explosionsgefahr, aufgrund des flüchtigen Verhaltens im Freien
- hochentzündlich, aber nicht selbstentzündlich
- ungiftiges, farb- und geruchsloses Gas, von dem keine Krebsgefahr ausgeht

Bei Umwandlungsprozessen kann Kohlenstoffdioxid entstehen. Dieses CO₂ wird aufgefangen und anschließend in weiteren Prozessen verwendet. Man spricht von der Nutzung von CO₂ (Carbon Capture and Utilization – CCU). Das CO₂ kann auch in geeigneten geologischen Formationen dauerhaft gespeichert werden (Carbon Capture and Storage – CCS).
Damit Deutschland klimaneutral wird, müssen in acht Jahren 80 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energiequellen stammen. Dies bildet aber nur einen Teil des gesamten Bedarfs ab: Im Wärme- und Industriesektor kann dieser langfristig nur durch zusätzliche Importe gedeckt werden. Deswegen wollen wir bis 2030 die Hälfte des bundesweiten Wasserstoffbedarfs importieren oder produzieren.
Wir haben den einzigen Tiefwasserhafen in Deutschland, der den Import von Wasserstoff (-Derivaten) sicherstellt und gleichzeitig haben wir Flächen, um Energie zu umzuwandeln. Energie, die hier ankommt, gelangt dorthin, wo sie benötigt wird. Die regionalen Unternehmen, Kommunen und die Bevölkerung profitieren durch Sektorenkopplung, den Aufbau einer Kreislaufwirtschaft und einer dauerhaft verlässlichen Energieversorgung.
Energie-Wiki
LNG vs. SNG
SNG – oder synthetisches Erdgas – wird auf Basis von Kohle oder Biomasse mit Hilfe eines Synthesegases erzeugt. LNG, auch flüssiges Erdgas genannt, wird hingegen direkt von einer Förderstätte, also fossil, gewonnen und im Anschluss mittels Kühlprozess verflüssigt. Die Verflüssigung ermöglicht den Transport des Erdgases in Spezialbehältern auf Schienen, Straßen oder per Seeweg.

„Niedersachsen war und ist ein Energieland. Die Perspektive für Wilhelmshaven zeigt: Wir können es auch in Zukunft sein, denn hier sitzt geballte Kompetenz für nachhaltige Energie.“
Olaf Lies, Niedersächsischer Minister für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz
Was ist eigentlich …?
SNG oder auch Synthetic Natural Gas hat Gemeinsamkeiten mit klassischem Erdgas und enthält zu großen Teilen Methan. Es kann zum Beispiel mit dem Power-to-Gas-Verfahren aus regenerativen Energien gewonnen werden. Aber Methan ist das schädlichste Treibhausgas und bei der Verbrennung entstehen nicht nur Energieverluste, sondern es wird auch CO₂ freigesetzt. Entsprechend ist ein umfassenderer Stoffkreislauf notwendig, um eine klimaneutrale Anwendung zu gewährleisten.
Methanol gilt als Hoffnungsträger der Energiewende. Bei der Herstellung wird Wasserstoff in Methanol umgewandelt. Dazu wird auch CO₂ benötigt, welches bei anderen Industrie-/Produktionsprozessen entsteht und entsprechend eingesetzt werden kann. Bei normalen Temperaturen ist Methanol flüssig, die Lagerzeit deshalb unbegrenzt und der Transport leicht. Die hohe Energiedichte und eine attraktive Kostenprognose für die Zukunft sind weitere Vorteile.
Ammoniak dient vor allem als Düngemittel, aber auch als Energieträger. Es wird aus Wasserstoff und Stickstoff hergestellt. Während die Produktion sehr energieintensiv ist, ist der Transport von Ammoniak wegen der höheren Dichte einfacher als der von Wasserstoff.
Flüssiger Wasserstoff ist ein vielseitig einsetzbarer Energieträger, aktuell aber noch nicht überall wirtschaftlich einsetzbar. Vor allem die Herstellung ist aufwendig. Zur Verflüssigung wird Wasserstoff auf -253 °C gekühlt, wofür bereits ein Drittel der Energie aufgewendet wird, die im Wasserstoff gespeichert ist. Der Transport zum Einsatzort kann durch Tanker, auf der Straße oder der Schiene erfolgen, langfristig jedoch sollten primär Pipelines genutzt werden.
Energiequellen & Industrie
Energiemix neu denken
Deutschland bezieht aktuell einen Mix aus unterschiedlichen erneuerbaren und fossilen Energiequellen. Im vergangenen Jahr lag der Anteil der erneuerbaren Energien am Gesamtbedarf bei 16 Prozent. Um das Ziel einer klimaneutralen Wirtschaft und Gesellschaft zu erreichen, muss sich entsprechend viel verändern.

„Natürlich ist Wasserstoff nur eine Ergänzung im Mix der regenerativen Energien. Aber der Aufbau einer Wasserstoffwertschöpfungskette wird einer der zentralen Faktoren für eine stabile, sichere und umweltfreundliche Energie-versorgung in Deutschland sein.“
Kilian Crone, Projektleiter Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena)
Industrie
Dekarbonisierung der Industrie?
Um den Bedarf der Industrie langfristig mit erneuerbaren Energien abzudecken, werden die Erzeugungskapazitäten durch Wind und Sonne in Deutschland nicht ausreichen.
Teil der Lösung ist Wasserstoff – und zwar grüner. Damit er erneuerbar ist, muss er mittels Sonnen- und Windstrom durch Elektrolyse gewonnen werden. Da nicht immer Sonnen- oder Windenergie vorhanden ist, kann Energie durch Wasserstoff gespeichert, bei Bedarf umgewandelt oder der grüne Wasserstoff direkt eingesetzt werden, um CO₂-intensive Industrieprozesse zu dekarbonisieren. Wasserstoff kann vor dem Hintergrund, dass Deutschland nicht über genügend erneuerbare Erzeugungskapazitäten verfügt, transportiert werden. Der Import von Wasserstoff,
anderen grünen Gasen und Derivaten ist der Garant einer wirtschaftlichen und klimafreundlichen Energieversorgung der Zukunft. Voraussetzung, um dem industriellen Energiebedarf von 3 Billiarden Kilowattstunden gerecht zu werden, ist eine logistisch und technologisch hochentwickelte Infrastruktur.
Allein 55 Prozent der verbrauchten Energie sind 2020 in der Industrie auf Gase, Stein- und Braunkohle sowie Mineralöle zurückzuführen. Ein Beispiel: Um eine einzige Tonne Stahl zu produzieren, muss ein Stahlwerk in Deutschland
5.000 kWh aufwenden. Bei 40 Millionen Tonnen Stahl, die jährlich in Deutschland erzeugt werden, ergibt das einen Verbrauch von 200 Milliarden kWh. Energie, mit der alle 2-Personen-Haushalte in Deutschland für fünf Jahre versorgt werden könnten.
Wenn in einem Land mehr Menschen in der Industrie arbeiten, als in ganz Dänemark leben, dann spricht man zurecht vom Industriestandort Deutschland. Doch die Industrie ist mehr als nur ein wichtiger Arbeitgeber. Gemeinsam mit den Zulieferern bildet sie die Basis für essentielle Lieferketten, garantiert die Versorgungssicherheit und trägt dadurch zum allgemeinen Wohlstand bei. Außerdem ist die Industrie ein entscheidender Faktor im Klimaschutz: Hier entstehen Biomassekraftwerke, hier werden Solar- und Windkraftanlagen konstruiert und beispielsweise Wasserstoff-Technologien entwickelt.
